Aktuelles vom Kreuzbund

Vom Prunkwagen zum Bollerwagen - warum nicht umgekehrt?

Kreative Ideen beim Rundfunkseminar

Wie der Kreuzbund Kontakte zu Rundfunksendern herstellen kann und welche Anforderungen sich daraus für die Öffentlichkeitsarbeit ergeben haben die 13 Teilnehmenden des Bundesseminars „Wir sind auf Sendung – Der Kreuzbund in Funk und Fernsehen“ vom 1. bis 3. März 2024 in Hamburg diskutiert. Die Leitung des Seminars hatten Peter Kirianczyk, freiberuflicher Videojournalist aus Haltern am See, Detlev Vietz, Leiter des Arbeitsbereichs „Öffentlichkeitsarbeit“ auf Bundesebene, und Gunhild Ahmann, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit des Bundesverbandes und nebenberufliche Rundfunkredakteurin im WDR Regionalstudio Münster.

Im Vorfeld des Seminars hatte Gunhild Ahmann am Freitagnachmittag einen Besuch des NDR-Landesfunkhauses in Hamburg organisiert. Dabei erklärte uns eine sympathische Mitarbeiterin anhand einer „Radio-Uhr“, nach welchen Kriterien die Musiktitel ausgesucht werden und dass diese Aufgabe zukünftig möglicherweise von Künstlicher Intelligenz übernommen wird. Anschließend konnten wir dabei zusehen, wie eine Redakteurin zur vollen Stunde die Nachrichten fehlerfrei und souverän präsentierte. Sie erklärte uns anschließend, wie die wichtigsten Meldungen ausgewählt werden und dass z.B. bei einem schweren Unfall sofort ein Reporter bzw. eine Reporterin mit einem Aufnahmegerät herausgeschickt wird, um aktuell vor Ort berichten zu können. Grundsätzlich sei es wichtig, bei strittigen Themen die Argumente beider Seiten zu benennen und nicht einseitig zu berichten.

Am Freitagabend wurden nach einer Vorstellungsrunde der Selbsthilfe-Film des Kreuzbundes, die Videospots und die Audiobeiträge vorgestellt, die auf dieser Homepage und in unserem YouTube-Kanal eingestellt sind. Alle Beiträge sind von Peter Kirianczyk und Gunhild Ahmann produziert worden. Am  Samstagnachmittag und am Sonntagmorgen wurden weitere Interviews mit den Seminarteilnehmenden aufgenommen, die demnächst veröffentlicht werden.

Am Samstagmorgen stellte Gunhild Ahmann dann das Rundfunksystem in Deutschland, seine Entstehung und Entwicklung vor. Es gibt drei Organisationsformen des Rundfunks:

  1. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wurde nach dem 2. Weltkrieg von den alliierten Besatzungsmächten gegründet. Es gilt das Gebot der Staatsferne und der politischen und wirtschaftlichen Unabhängigkeit. Der Grundversorgungsauftrag umfasst die Säulen Information, Bildung, Kultur und Unterhaltung. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk finanziert sich über den Rundfunkbeitrag, der von jedem Haushalt gezahlt wird.
  2. Die Deutsche Welle (deutschsprachiger Sender für das Ausland) und der Deutschlandfunk (für deutschsprachige Hörer*innen in der DDR und in Osteuropa) werden als staatliche Sender von der Bundesregierung beaufsichtigt und aus Steuergeldern finanziert.
  3. Seit 1984 gibt es mit dem Sendestart von RTL und Sat1 privatrechtlichen Rundfunk, der sich ausschließlich über Werbung finanziert.

Im nächsten Schritt haben wir die wesentlichen Unterschiede zwischen den Printmedien und Hörfunk bzw. Fernsehen zusammengetragen. So begegnen Fernsehzuschauer*innen Menschen mit Bild und Stimme, einschließlich Mimik und Gestik. Sie haben keinen Überblick über den ganzen Beitrag und müssen der Geschwindigkeit folgen, mit der Text und Bild vermittelt werden. Außerdem ist Hörfunk in der Regel ein „Nebenbei-Medium“, das v.a. morgens nach dem Aufstehen, beim Frühstück und auf dem Weg zur Arbeit gehört wird. Die Zuhörer*innen konzentrieren sich nicht auf das Radioprogramm, ihre volle Aufmerksamkeit muss erst geweckt werden.

Was bedeutet das für die Öffentlichkeitsarbeit im Rundfunk? Wir brauchen einen  sogenannten „Aufhänger“, einen Anknüpfungspunkt, der den aktuellen Anlass für die Berichterstattung liefert, z.B. eine Filmvorführung, eine Lesung, eine Ausstellung, eine Podiumsdiskussion, ein „Trocken-Rekord“ oder ein Gruppen-Jubiläum u.Ä. Wenn wir uns an einen Sender wenden, sollte das immer im Zusammenhang mit einem suchtbezogenen Thema stehen. Dabei sind aktuelle Zahlen aus dem „Jahrbuch Sucht“ oder von der Internetseite der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) mitzuliefern.

Anschließend haben die Teilnehmenden in Kleingruppen eine möglichst öffentlichkeitswirksame Veranstaltung samt Presseeinladung entworfen. Eine Gruppe schlug vor, sich mit einem eigenen Wagen an einem Karnevalsumzug zu beteiligen. Diese Idee fanden alle gut, sie wurde aber in der anschließenden Diskussion „abgespeckt“ mit dem Hinweis auf die möglicherweise hohen Kosten. Vielleicht könnte auch eine Fußgruppe reichen, hieß es. Ein Seminarteilnehmer stellte dazu später die kritische Frage, warum wir uns häufig selbst klein machen und tiefstapeln.  „Wir sind mit dem Prunkwagen angefangen und beim Bollerwagen gelandet“, bedauerte er.

Gunhild Ahmann, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit

   

 

 

Zurück