Aktuelles vom Kreuzbund

Bundesdelegiertenversammlung in Siegburg

Nichts bleibt, wie es ist...

..und nichts wird, wie es war." Diesen Titel hatte das Fachthema auf der diesjährigen Bundesdelegiertenversammlung vom 30. April bis 1. Mai 2022 in Siegburg. Dazu referierten Marianne Holthaus (Kreuzbund-Bundesgeschäftsstelle) und Dr. Daniela Ruf (Deutscher Caritasverband)

Dabei ging es um die Folgen der Pandemie für den Kreuzbund und die Suchthilfe. Eine schon jetzt sichtbare fatale Folge ist der weitere Mitgliederrückgang. Es ist absehbar, dass der Verband zum Ende des 1. Halbjahres erstmals seit dem Jahr 2000 weniger als 10.000 Mitglieder hat. Im Jahr 2018 waren es noch über 11.000. Einige Gruppen mit einem hohen Altersdurchschnitt und wenig Neuzugängen haben die Pandemie zum Anlass genommen sich aufzulösen. Erschwerend kommt hinzu, dass wegen der langen Schließung der Gruppen weniger neue Besucher*innen gekommen sind.

Auf der anderen Seite hat sich gezeigt, dass die Gruppen, die während des Lockdowns miteinander in Kontakt geblieben sind, besser durch die Krise gekommen sind – mit weniger Rückfällen und weniger Austritten. Insgesamt haben sich zwei Drittel der Gruppenleitungen telefonisch oder digital mit ihren Gruppenmitgliedern getroffen.

Viele Auswirkungen der Corona-Krise auf die Allgemeinbevölkerung treffen in besonderer Weise auf die Mitglieder der Kreuzbund-Gruppen zu, gehören doch viele von ihnen zur vulnerablen Gruppe, v.a. in Bezug auf ihren körperlichen und seelischen Gesundheitszustand. Das lässt sich aus dem Ergebnis einer Gruppenleitungs-Befragung in den letzten drei Monaten des Jahres 2020 ablesen. Danach fühlte sich nach Einschätzung der Gruppenleitungen fast jedes zweite Gruppenmitglied einsam. In der gesamten Bevölkerung waren es dagegen nur 14 Prozent der Befragten zwischen 46 und 90, so das Deutsche Zentrum für Altersfragen.

Nach Einschätzung der Gruppenleitungen fühlt sich mehr als die Hälfte der Gruppenmitglieder durch die Corona-Einschränkungen in ihrem Befinden belastet. Auch das liegt über der Durchschnittsbevölkerung: Danach empfinden ca. 41 Prozent der Bevölkerung die Corona-Einschränkungen als belastend (Institut für angewandte Sozialwissenschaften). Passend dazu sind die Anfragen nach Psychotherapie um 40 Prozent gestiegen.  

Grundsätzlich gilt: In Krisensituationen konsumieren Menschen vermehrt Suchtmittel. Derzeit lässt sich aber noch nicht sagen, ob es einen Anstieg von Abhängigkeitserkrankungen in Deutschland gibt. (DHS Jahrbuch Sucht 2022). Allerdings darf man davon ausgehen, dass diejenigen, die schon zuvor psychisch belastet waren, erschwert durch die Krise gegangen sind. Daher ist mit einem Anstieg an Suchtmittelkonsum u.a. in dieser Personengruppe zu rechnen.

Auf der Tagesordnung der Bundesdelegiertenversammlung mit rund 90 Teilnehmenden standen außerdem der Jahres- und Geschäftsbericht der Bundesvorsitzenden und des Bundesgeschäftsführers sowie die Jahresberichte der Arbeitsbereichsleitungen. Die kompletten Berichte finden Sie in den Downloads unter „Informationen für Gruppen und Mitglieder“.

Gunhild Ahmann, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit

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