Aktuelles vom Kreuzbund

Die Gruppe ist der Kern

Der Kreuzbund - ein wichtiger Abstinenzraum

Die rund 80 Teilnehmer/-innen der Herbst-Arbeitstagung vom 21. bis 23. November 2014 in Bad Honnef haben sich mit der Delta-Milieu-Studie beschäftigt. Diese empirischen Studien behandeln zum einen die grundlegenden Lebensauffassungen und Lebensweisen, zum anderen spezifische Themen und Fragestellungen, z.B. Bildung, Gesundheit, Ernährung, Umwelt, Konsum, Medien, Religion, Kirche u.a. Zunächst gab Referent Thomas Becker, Geschäftsführer des Caritasverbandes für den Kreis Soest, einen Überblick über die neun verschiedenen Milieus, ihre Denkmuster, Wertvorstellungen und Lebenseinstellungen:

  • Bürgerliche Mitte (18 Prozent): Ankommen und modern sein – Balance und Modernität   - Verlangtes & Zukunftsfähiges
  • Benachteiligte (16 Prozent): Mithalten und Teilhaben – Problemfreiheit und Genuss – Einfaches, Unmittelbares
  • Traditionelle (15 Prozent): In Harmonie eingebunden sein -. Akzeptanz und Sicherheit – Vertrautes & Nahes
  • Performer (14 Prozent): Weiterkommen als andere / als bisher – Erfolg und Innovation - Chancen
  • Hedonisten (11 Prozent): Spaß haben, kein Stress – Unterhaltung und starke Reize – Spannendes & Krasses
  • Postmaterielle (9 Prozent): widerständig sein, Welt verbessern – Kritik und Vision – Gerechtes & Richtiges
  • Expeditive (8 Prozent): Sich auf die Reise machen, aufbrechen und ausprobieren – unbekanntes Terrain
  • Etablierte (5 Prozent): Erfolg haben, Bestimmen – Dominanz und Führung – Produktives & Exklusives
  • Konservative (4 Prozent): Bewahren, weitergeben – Sorge und Pflege
    - Wahres & Kultiviertes

Anschließend verorteten die Teilnehmer/-innen sich selbst und ihre Gruppe auf einer „Milieukartoffel“: 44 Prozent fühlen sich der bürgerlichen Mitte zugehörig, 43 Prozent sehen dort auch ihre Gruppe.

In Kleingruppen wurden dann folgende Fragen aufgeworfen:

  • Welche Delta-Milieus kann der Kreuzbund erreichen und wie gelingt uns das?
  • Wie können wir das Wissen um andere Lebenswelten nutzen, um sie vorurteilsfrei anzusprechen und von der Selbsthilfe zu überzeugen?
  • Wie kultivieren wir Offenheit für das, was uns fremd ist?
  • Wie können wir die Spannung aushalten zwischen der notwendigen Erneuerung des Verbandes und der Bewahrung seiner traditionellen Werte?

In einer weiteren vertiefenden Kleingruppenarbeit wurden diese Fragen diskutiert und danach im Plenum folgende Erkenntnisse zusammengetragen. Grundsätzlich kann der Kreuzbund stolz sein auf seine Arbeit. Wir brauchen kein neues Gremium, keine neue Arbeitsgruppe, im Leitbild ist alles gesagt. Jeder ist bei uns willkommen, wir sind offen für alle, die Suchtprobleme haben und für ihre Angehörigen. Wir sollten den Blick auf das Verbindende der Menschen im Kreuzbund lenken. Alle haben das gleiche Ziel, nämlich die Überwindung der Sucht und ein suchtfreies und bewusstes Leben.

Das Wissen um die Milieus fördert die Aufmerksamkeit und Sensibilität für andere Menschen und ihre Bedürfnisse. Die Gruppenleitungen sollten die verschiedenen Milieus kennen und die Toleranz zwischen den unterschiedlichen Lebenswelten fördern. Unterschiedliche Perspektiven können bereichern, wenn sie ausgehalten werden, dafür müssen die Gruppenleitungen sorgen. Klar ist aber auch, dass wir nicht alle Milieus erreichen können, sondern vor allem die bürgerliche Mitte und ihre „Randgebiete“.

Die Gruppe ist der Kern des Kreuzbundes, im Mittelpunkt stehen die Hilfe zur Selbsthilfe und die gegenseitige Unterstützung, um suchtfrei zu leben. Die Selbsthilfe hat in unserer heutigen Zeit einen hohen Stellenwert. Sie sollte die Zusammenarbeit mit der ambulanten und stationären Suchthilfe ausbauen. Der Kreuzbund sollte sich vernetzen, auch mit anderen Einrichtungen, in denen suchtkranke Menschen auftauchen, z.B. Schuldnerberatung, Jobcenter, Bewährungshilfe, Erwachsenenbildung, Altenhilfe. Wir müssen raus und unser Angebot bekannt machen!

Auch die Herbst-Arbeitstagung 2015 beschäftigt sich als Zukunftswerkstatt mit dem Markenkern des Kreuzbundes und seiner Zukunftsfähigkeit. Das verbandsübergreifende Projekt „Chancen nahtlos nutzen – Sucht-Selbsthilfe als aktiver Partner im Netzwerk“ sowie der Perspektivprozess zwischen Caritas und Kreuzbund greifen ähnliche Aspekte auf. Auch dabei geht es darum, wie suchtbetroffene Menschen erreicht werden können. Diese unterschiedlichen Projekte sollten als Ganzes gesehen werden.

Gunhild Ahmann, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit

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