Aktuelles vom Kreuzbund

Impulse auf der Herbst-Arbeitstagung 2012

Mehr Mut und Toleranz für Neues

Die rund 85 Teilnehmer/-innen der Herbst-Arbeitstagung haben sich vom 23. bis 25. November 2012 in Mülheim mit dem bundesweiten In-Gang-Setzer-Konzept des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes NRW und dem Lotsennetzwerk des Fachverbandes Drogen- und Suchthilfe e.V. (fdr) in Thüringen beschäftigt. Die Mitglieder des Bundesvorstandes und die Vorstände der Diözesanverbände stellten sich dabei vor allem die Frage, ob und wie der Kreuzbund von diesen erfolgreichen Konzepten profitieren kann.

Das In-Gang-Setzer-Konzept

Der Paritätische Wohlfahrtsverband NRW startete das bundesweite In-Gang-Setzer Projekt in 2007 mit acht Kontaktstellen, aktuell sind 33 Selbsthilfe-Kontaktstellen aus sieben Bundesländern beteiligt. Das Projekt läuft bis Mitte 2013 und wird finanziert vom Bundesverband der Betriebskrankenkassen und dem BKK-Landesverband NORDWEST, berichtete Projektleiter Andreas Greiwe. Bisher wurden 300 ehrenamtliche In-Gang-Setzer der örtlichen Selbsthilfe-Kontaktstellen geschult. Ihre Aufgabe ist es, Selbsthilfegruppen bzw. Interessierte bei der Gruppengründung zu unterstützen und in der wichtigen Anfangsphase zeitlich begrenzt zu begleiten. In-Gang-Setzer bringen also ihre Ressourcen zum Thema Gruppenbildung und Gruppenfindung ein, sie sind aber nicht selbst vom Thema der Gruppe betroffen. Anliegen und Themen der unterstützten Gruppen sind schwerpunktmäßig zu finden im Bereich der psychischen Erkrankungen und Probleme (Ängste, Depressionen, Trennung, Suizid).

Auch für bestehende Selbsthilfegruppen, die eine Unterstützung bei gruppeninternen Problemen (Generationenwechsel, Mitgliederstagnation, Gruppenmüdigkeit, Gruppenteilung) oder zur Selbstreflexion wünschen, können In-Gang-Setzer neue Impulse bringen, sie sind aber keine Schlichter oder Krisenmanager.

Die Diskussion im Plenum hatte folgendes Fazit: Der Kreuzbund hat viel Gruppenkompetenz und Fortbildungspotenzial und kann selbst In-Gang-Setzer sein, d.h. Kreuzbündler können andere Gruppen begleiten und ihnen ihr Wissen zur Verfügung stellen. In-Gang-Setzung ist nicht unbedingt eine Aufgabe für den Kreuzbund als Verband, sondern für den Einzelnen. Unabhängig von diesem Projekt wird empfohlen, dass die Diözesan- und Stadtverbände sich mit den Selbsthilfe-Kontaktstellen vor Ort in Verbindung setzen und mit ihnen zusammenarbeiten.

Das Lotsennetzwerk in Thüringen

Wir haben in Deutschland ein gut ausgebautes Suchthilfesystem, doch leider kommen nur fünf bis zehn Prozent der Suchtkranken im Hilfesystem an. Das Lotsennetzwerk in Thüringen leistet einen Beitrag dazu, diese Zahl zu erhöhen, und zielt vor allem auf die so genannten Drehtürpatienten ab. Sie werden begleitet von Lotsen, das sind suchterfahrene Menschen aus der Selbsthilfe. Zurzeit gibt es 81 aktive Lotsen, sie haben bisher 240 suchtkranke Patienten begleitet, davon sind 190 im Hilfesystem angekommen. Das Projekt ist angesiedelt beim Fachverband Drogen- und Suchthilfe e.V. (fdr), Projektleiter ist seit dem 1. April 2009 Frank Hübner, gleichzeitig Vorsitzender des DV Erfurt. Seine Aufgabe ist es, Lotsen zu finden und zusammen mit dem fdr zu schulen sowie das Projekt bekannt zu machen. Die „Aktion Mensch“ hat seine Stelle drei Jahre lang finanziert, seit April 2012 gibt es andere Sponsoren, Der Kreuzbund ist offizieller Kooperationspartner des Projekts.

Die Teilnehmer/-innen der Herbst-Arbeitstagung diskutierten nach der Präsentation des Projekts darüber, wie das Lotsennetzwerk über die Landesgrenzen von Thüringen ausgebaut werden kann. Alle waren sich einig, dass der Kreuzbund nicht alleiniger Träger sein kann, eine verbandsübergreifende Zusammenarbeit ist erforderlich und sinnvoll. Außerdem ist das Projekt ohne einen hauptamtlichen Koordinator mit mindestens einer halben Stelle nicht machbar – und für die Finanzierung dieser Stelle braucht man einen Geldgeber.

Alle Diözesanverbände befürworteten den Vorschlag von Bundesgeschäftsführer Heinz-Josef Janßen, das Projekt mit den Geschäftsführungen der fünf Verbände zu besprechen. Außerdem sollten die Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) und der fdr mit ins Boot geholt werden. Wenn sie zustimmen, könnte man evtl. ein gemeinsames Bundesprojekt beantragen.

Die Deutsche Angestellten-Krankenkasse förderte die Herbst-Arbeitstagung mit 12.000 €. Die Selbsthilfeförderung ist im Sozialgesetzbuch V als Unterstützung der gesetzlichen Krankenkassen an Organisationen und Verbände vorgesehen, die sich ergänzend zum übrigen Gesundheitssystem um die Belange der Betroffenen kümmern.

Gunhild Ahmann, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit 

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